Digitalisierung, Nachhaltigkeit
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23.10.2021

Nachhaltigkeit wird sichtbar gemacht

Digitalisierung
Nachhaltigkeit

Im Interview mit dem Logistik Magazin spricht Armin Neises, CEO bei der Waves S.à.r.l. Nachhaltigkeits-Management Plattform über die Umwelt-Verantwortung der Logistik-Branche, Möglichkeiten der Digitalisierung und was sein Unternehmen beitragen kann.

Armin Neises

Logistik Magazin: Umweltschutz und Nachhaltigkeit haben mittlerweile einen hohen Stellenwert. Welchen Beitrag leisten Sie mit Ihrer Plattform und welches Problem lösen Sie?

Armin Neises: „Mit der WAVES SMP Sustainability Management Plattform machen wir Nachhaltigkeit für unsere Kunden erstmals sichtbar. Wenn Sie Ihr Unternehmen in Richtung mehr Nachhaltigkeit steuern wollen, benötigen Sie die verlässlichen Informationen und Indikatoren über den aktuellen Stand, um dann konkrete Maßnahmen einleiten zu können, die die Situation verbessern. Und ob sich insbesondere die negativen Auswirkungen auf den Umweltschutz, das Klima oder die soziale Situation verringert hat, müssen Sie verlässlich berechnen und nachweisen können. Genau dafür hat WAVES das Expertenwissen und nutzt dabei die großen Möglichkeiten der Digitalisierung.“

 

Transportdienstleister stehen ständig unter Kostendruck. Die Pandemie ist zudem noch spürbar. Wie machen Sie Logistikern die Nutzung Ihrer Plattform schmackhaft?

In der gesellschaftlichen Diskussion und in der Politik gehört der Klimawandel zu den drängendsten Problemen. Der Verkehrssektor ist der zweitgrößte CO2-Emittent nach der Energiewirtschaft, deshalb ist der erste Schritt, sich als Logistiker dieser Verantwortung zu stellen, bevor der zweite Schritt kommt, nämlich die Gesetzgebung. Die aus dem EU New Green Deal abgeleiteten Gesetze sind in Bearbeitung und werden in den nächsten Jahren in nationales Recht umgesetzt. Als Führungskraft ist man gut darin beraten, sich darauf bestens vorzubereiten.“

 

Welche Erfahrungen haben Sie bzw. wie ist die Rückmeldung der Nutzer Ihrer Plattform in Bezug auf den Stellenwert des CO2-Fußabdrucks bei Ausschreibungen und in Folge bei der Angebotslegung?

„Die Anzahl der Kunden und Auftraggeber unserer Kunden, die nach CO2-Emissionen bereits in der Tendering-Phase fragen, steigt deutlich. Besonders die Industrien, die nah am Endverbraucher sind, wie Lebensmittel-, Getränke, Textilindustrie und andere spüren den Erwartungsdruck hinsichtlich eines nachhaltigen Wirtschaftens sehr stark und geben diese an die Transportunternehmen weiter. Gerade vor der Auftragsvergabe ist es wichtig, den Kunden Alternativen aufzeigen zu können, damit sie bewusst klimafreundlichere Transporte auswählen können.“

 

Welche Daten werden z.B. für den Transport eines Containers von China nach Europa verarbeitet? Und wie berechnen Sie die Daten anhand der zur Verfügung gestellten Informationen über den CO2 Ausstoß der Transportdienstleister, z.B. der Reederei?

„Grundlegend sind die relevanten Daten das Gewicht, die Entfernung und das Transportmedium, also Truck, Schiff, Flugzeug oder Zug. Die Berechnung erfolgt nach dem GLEC-Standard. Das Global Logistics Emissions Council (GLEC) hat die globale Aufgabe, harmonisierte Richtlinien für das Reporting und zur Reduzierung von Emissionen praxisnah zu erarbeiten, die damit auch Grundlage für internationale Normen sind.“

 

Werden dem Ergebnis einer Berechnung der Emissionen, Alternativen gegenübergestellt, um den Auftraggeber die Möglichkeit der Einsparung aufzuzeigen? Und werden in der Berechnung die Laufzeit und der Preis einer Sendung angeführt? 

„Dank des neuen WAVES-Moduls „Sustainable Tendering“ ist es möglich, die Emissionen verschiedener Transportmittel für Vor-, Haupt- und/oder Nachlauf zu berechnen und mit Alternativen zu vergleichen, die einen geringeren CO2-Ausstoß versprechen. Unterschiedliche Transportszenarien können ganz einfach erstellt und jederzeit an eine neue Tourenplanung angepasst werden. Neben den Kriterien „Laufzeit“ und „Kosten“ spielt das Ausweisen der CO2-Werte bei der Tourenplanung eine zunehmend wichtige Rolle. Transportunternehmen können zusätzlich zu den bekannten Entscheidungskomponenten auch die potenziellen CO2-Emissionen in ihre Angebotserstellung einfließen lassen. Somit können sie besser beurteilen, ob sie Sendungen aufgrund des günstigsten Preises, der schnellsten Lieferzeit oder des niedrigsten CO2-Wertes beauftragen möchten. Sustainable Tendering ist ein einzigartiges Tool für die Carbon Footprint-Berechnung intermodaler Transporte und bietet eine zuvor noch nie erreichte Transparenz – schon in der Angebotsphase.“