Der Hochsommer steht vor der Tür und damit auch wieder viele Tage mit Temperaturen über 30 Grad. Wie werden unsere Lebensmittel in der heißen Jahreszeit eigentlich kühl gehalten? Und welche Trends gibt es in der Kühllogistik für die Zukunft, die möglichst nachhaltig sind? Antworten auf diese Fragen hat mir Wilhelm Leithner vom Unternehmen TKL Austria gegeben.
Die knackige Melone, das leckere Sushi oder die Tiefkühlerbsen. Wie geht das eigentlich, dass Lebensmittel wie diese den ganzen Sommer lang frisch bleiben, obwohl sie doch teils sehr lange Strecken zurücklegen, bis sie im Supermarktregal landen? Das Zauberwort heißt: Kühllogistik! Immerhin muss gerade mit leicht verderblichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Fisch und Co. sehr behutsam umgegangen werden. Aber auch Kosmetika oder Medikamente brauchen spezielle Behandlung.
Deshalb ist die Einhaltung der Kühlkette so extrem wichtig, erklärt mir Wilhelm Leithner, Geschäftsführer von TKL Austria. Das bedeutet, dass ab dem Zeitpunkt der Erzeugung bis hin zum Verzehr von Lebensmitteln oder sensiblen Produkten eine durchgehende Kühlung sichergestellt werden muss. Das Unternehmen TKL ist österreichischer Marktführer in der temperaturgeführten Logistik und transportiert jährlich unter anderem 250 000 Tonnen (tief)gekühlte Lebensmittel. Zusätzlich sorgen im hochautomatisierten Kühlhaus und Tiefkühllager umweltfreundliche Kältetechniken dafür, dass die Produkte frisch gehalten werden, bis sie dann via LKW zum Kunden gebracht werden.
Aber was passiert, wenn diese Kühlkette doch einmal unterbrochen wird? Immerhin stehen LKW an Grenzübergängen zum Teil stundenlang in der Sonne, oder fahren auf Containerschiffen tagelang übers Meer. „Jede Unterbrechung der Kühlkette wird über Temperaturfühler via Satellit angezeigt, dann muss sofort eine eventuelle Qualitätsbeeinträchtigung der Lebensmittel festgestellt werden", so der TKL-Geschäftsführer.
Cool bleiben, egal was kommt.
Natürlich gibt es strenge Vorschriften bei den Transporttemperaturen für die verschiedenen Frischeprodukte. Bei Fleisch beträgt diese Temperatur zum Beispiel maximal 2 Grad, bei Früchten und Gemüse 7 bis 8 Grad, bei Blumen dürfen es maximal 12 bis 20 Grad sein. Gekühlt wird die Ware in den LKW aktuell leider noch oft mit Dieselaggregaten, doch künftig wird/muss das anders werden. Nicht nur Schadstoffemissionen sollen in der Kühllogistik langfristig gesenkt werden, sondern auch der Energieverbrauch der gesamten Kühlkette. Vor allem das Türöffnen von gekühlten Transportfahrzeugen ist ein ziemlicher Energiefresser. Hier gibt es aber gute Ansätze, so könnten etwa verstärkt aktiv oder passiv gekühlte Transportbehälter eingesetzt werden, um Energie zu sparen. Auch so genannte Kälteschleusen an Türen bzw. Schnittstellen könnten mithelfen, beim Ent- und Beladen Energie zu sparen. Die Lager selbst sind bereits bei vielen Logistik-Unternehmen hochautomatisiert – gerade in den Tiefkühllagern sollen dadurch unter anderem sollen dadurch jene Mitarbeiter entlastet werden, die früher jeden Tag in der Kälte arbeiten mussten. Auch so genannte Fahrerlose Transportsysteme sind immer öfter im Einsatz, um die frische Ware vom Regal zum Kommissionierbereich zu bringen.
Einkaufen bald direkt vor der Haustür?
Nicht nur die Klimakrise, auch der Online-Handel von Lebensmitteln bringt neue Herausforderungen für die Kühllogistik. Denn die Corona-Pandemie hat das Einkaufsverhalten der Kunden in den letzten Jahren stark verändert. Gerade ältere Menschen scheuen den menschlichen Kontakt im Supermarkt und bestellen frische Ware lieber online. Ein Beispiel aus Asien zeigt daher vor, was bald auch bei uns real sein könnte: Die Supermarktkette „7-Eleven“ stellt dort gekühlte Verkaufsautomaten in größeren Wohnblöcken auf. Der Kunde kann so sehr bequem ein begrenztes Sortiment direkt vor seiner Haustür einkaufen – und das 24/7. Ziemlich cool, oder?! ;)