Schon als Kind war ich eine richtige Wasserratte (sagt meine Mama immer) und mein Hang zum kühlen Nass hat sich noch einmal verstärkt, als ich vor gut zehn Jahren meine Leidenschaft für das Surfen entdeckt habe. Meinen Füßrücken ziert seitdem das Tattoo „hinemoana“, was auf hawaiianisch „Tochter des Meeres“ bedeutet. Mein Freund ist professioneller offshore-Segler, weshalb sich die Frage erübrigen dürfte, wo wir am liebsten Urlaub machen. Wir lieben die Wellen, die unendliche Weite des Meeres, das Meeresrauschen. Umso mehr blutet uns beiden jedes Mal das Herz, wenn wir eines dieser riesigen, hässlichen Containerschiffe an unserem Segelboot vorbeituckern sehen.

Wobei „tuckern“ in diesem Fall maßlos untertrieben ist! Ein Öltanker ist laut, er stinkt, verpestet die Umwelt und schadet den Meeresbewohnern – regelmäßig frage ich mich daher: warum geht es in Zeiten der Klimakrise nicht endlich OHNE diese kolossalen Umweltsünder?! Ein einziges dieser Schiffe stößt immerhin genauso viel Kohlendioxid aus wie 70 000 Autos zusammen. Schrecklich. Doch es gibt Hoffnung! Denn natürlich denke nicht nur ich so: aus Norwegen z.B. hört man, dass die Regierung die schmutzigen Tanker bald aus den Fjorden verbannen und durch umweltfreundliche Schiffe mit Elektroantrieb ersetzen will. Und komplett als „Umweltsünder“ abstempeln darf man die Schifffahrt auch nicht - immerhin fahren ein Großteil der Hochseeschiffe zumindest teilelektrisch. Das heißt, Dieselgeneratoren erzeugen Strom, der den Elektromotor antreibt, der wiederum die Schiffsschraube bewegt. Damit lässt sich immerhin ein Fünftel an Brennstoff einsparen – weil Elektromotoren einfach viel effizienter arbeiten. Am besten wäre es aber natürlich, wenn die Aufgabe des Dieselmotors in Zukunft einfach Batterien oder Solarstrom übernehmen könnten.
Alternativen dank Hightech
Alternativ-Technologien gibt es ja erfreulicherweise schon. Der größte Halbleiterhersteller Deutschlands, die Infineon Technologies AG, ist unter anderem für den Schiffssektor großer Hoffnungsträger: denn ohne Leistungshalbleiter im so genannten Antriebsstrang können Schiffe nicht elektrisch fahren, erklärt mir Infineon-Experte Fabian Schiffer. Aktuell ist es so, dass es zwar einige Fähren und Ausflugsboote gibt, die schon rein elektrisch unterwegs sind. Das geht aber nur, weil sie kurze Strecken fahren und daher nur kleine Batterien brauchen. Hier ist wiederum Norwegen Vorreiter: seit 2015 ist dort die weltweit erste Elektro-Autofähre im Einsatz. 34 Mal am Tag fährt die „Ampere“ zwischen zwei Verbindungspunkten hin und her, und das ganz ohne Abgase und quasi ohne Lärm. Angetrieben wird das Boot mit Lithium-Ionen-Akkus, die bei jedem Zwischenstopp zehn Minuten und über Nacht dann vollständig aufgeladen werden. Insgesamt spart die Fähre so eine Million Liter Diesel pro Jahr und 80 Prozent an Betriebskosten. Außerdem betragen ihre CO2-Emissionen nur noch fünf Prozent (!) einer konventionellen Fähre. Wow, das ist ja schon mal ein Ansatz! Leider funktioniert ein Vollelektro-Antrieb momentan eben nur bei kleineren Schiffen, die kurze Strecken zurücklegen und nicht bei den riesigen Tankern auf den Weltmeeren. Dafür sind die Akkus noch zu wenig ausdauernd und vor allem viel zu schwer. Doch auch hier könnte es in den nächsten Jahren Veränderungen geben. Infineon arbeitet jedenfalls mit Partnern auf Hochtouren daran, die Akkus für Schiffe kleiner und effizienter zu machen. Klar ist jedenfalls schon jetzt: in den nächsten Jahren werden immer mehr Transportschiffe und auch Kreuzfahrtschiffe mit Batterien unterwegs sein. Doch bis wir die ersten vollelektrisch betriebenen Containerschiffe über die Weltmeere tuckern sehen, wird es noch ein paar Jahre dauern - Experten munkeln, dass es 2030 soweit sein könnte. Kommt aber ganz darauf an, wie schnell die Entwicklung bei den Alternativantrieben vorangeht. Je besser die Akkus mit den Power- und Steuerungschips von Halbleiterriesen wie der Infineon Technologies AG funktionieren, desto schneller werden die Schifffahrtskonzerne wohl auch auf ihre stinkenden Öltanker verzichten. Übrigens könnte es dann auch schnell einmal soweit sein, dass die Container ohne Kapitän übers Meer schippern – und das völlig leise und vor allem, ohne die Fische zu stören. Oder mich, auf meinem Surfbrett.