Klick, klick - und wieder hab´ ich eine Online-Bestellung abgeschickt. Dabei hatte ich mir eigentlich vorgenommen, wieder weniger im Internet zu ordern. Früher war ich überhaupt keine Freundin vom Einkaufen im world wide web – in Lockdown-Zeiten hab ich das virtuelle Shopping schließlich doch für mich entdeckt und bin seitdem nicht mehr ganz davon los gekommen. Dabei weiß ich ganz genau, dass der Online-Bestellboom die Klimakrise nicht gerade besser macht. Generell stellt sich die Frage, wie Logistik in Zeiten wie diesen nachhaltiger werden kann – Green logistics sind das Gebot der Stunde.

Der Begriff „Grüne Logistik“ bedeutet schlichtweg, dass Prozesse in Warenlagern oder im Transportwesen umweltfreundlicher werden. Die gute Nachricht: mittlerweile beschäftigen sich zumindest in Deutschland und Österreich so gut wie alle großen Unternehmen mit der Frage der green logistics. Allerdings gibt es dabei noch viele Herausforderungen, erklärt mir Prof. Dr. Sebastian Kummer vom Institut für Transport und Logistik an der WU Wien: Zum einen sind die Kund:innen nur bereit, einen geringen Prozentsatz mehr für grüne logistische Leistungen zu bezahlen. Zum anderen stehen wir insbesondere im Bereich der Transportlogistik noch ziemlich in den Startlöchern - Stichwort batterie- und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge.
Ausliefern per E-Bike und Sackkarre
Doch große Unternehmen wie etwa DHL gehen mit gutem Beispiel voran: so sind in Deutschland mittlerweile 15.000 selbstentwickelte Street Scooter mit alternativen Antriebssystemen und rund 12.000 E-Bikes und E-Trikes im Einsatz. Auch UPS wird grüner: gemeinsam mit der Stadt Hamburg hat man ein Nachhaltigkeitskonzept entwickelt - so liefert UPS etwa Pakete zu Fuß, per E-Bike oder Sackkarre aus. Gleich in der Früh werden mobile Container aufgestellt, in denen die Zusteller:innen die auszuliefernden Pakete vorfinden. Den Transportverkehr in der Luft wir künftig am ehesten mit eFuels dekarbonisieren, meint Prof. Kummer. In der Schifffahrt wird es wahrscheinlich mehrere Lösungen geben, genauso wie im Transportverkehr auf der Straße, wo kurze Strecken sicher mit Batterie gefahren werden können – je größer die Distanzen jedoch sind, desto schwieriger und weniger nachhaltig werden batteriebetriebene Lösungen sein.
Doch der Verkehr ist natürlich nur ein Bereich, der nachhaltiger werden muss - wie sieht es beispielsweise beim Thema Verpackungen aus? „Schon jetzt wird bei Produktverpackungen zwar stärker auf Recycling und Kreislaufwirtschaft geachtet, trotzdem braucht es hier definitiv noch mehr innovative Lösungen“, sagt Prof. Kummer. Bei Mehrweggebinden gibt es beispielsweise schon Ideen, den Palettentausch effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Auch im Bereich der Lagerhaltung gibt es viele Möglichkeiten für Unternehmen, „grüner“ zu werden – etwa durch energiesparende, intelligente Lagerhallen aus nachhaltigen Materialien wie Holz.
Grüne Unternehmen im Trend
Welche Vorteile bringt eine Umstellung auf nachhaltige Logistik eigentlich den Unternehmen selbst? Langfristig gesehen sparen sie dadurch definitiv Kosten, denn wegen der CO2-Besteuerung werden nachhaltige Lösungen künftig billiger werden. Außerdem haben es Unternehmen, die kein Nachhaltigkeitskonzept haben, schon heute schwer, gewisse Aufträge zu bekommen. Dazu kommt, dass vor allem junge Arbeitskräfte großen Wert auf Nachhaltigkeit legen und daher wohl eher bei einem Unternehmen anheuern werden, das grüne Prinzipien lebt.
Doch auch wenn der Wunsch nach grüner Logistik da ist, gibt es noch viele Hindernisse, die nachhaltige Lösungen erschweren. Aber viele Pilotprojekte zeigen, dass zumindest der Wille da ist – und es heißt ja auch nicht, dass Unternehmen von heute auf morgen sämtliche Prozesse umstellen müssen. Es reichen schon die kleinen Schritte - und ein großer Anfang ist gemacht.
