Gerade in den letzten Jahren hat der Online-Versand von Paketen die Müllberge in unendliche Höhen wachsen lassen. Was dagegen tun, welche zukunftstauglichen Konzepte gibt es für weniger Verpackungsmüll in der Logistik?

Die EU-Kommission hat gerade erst bekannt gegeben, dass sie die Rechtsvorschriften für Verpackungen und Verpackungsmüll überarbeiten will. Sie will damit vor allem Einwegverpackungen und „Überverpackungen“ (zu viel Leerraum im Paket, damit dieses größer aussieht) den Kampf ansagen. So könnte künftig etwa einzeln abgepacktes Obst oder der "Coffee-to-go" Becher Geschichte sein. Außerdem sollen bis 2030 immerhin ein Fünftel der Verpackungen wiederverwendbar sein. Ganz ohne Verpackung geht´s natürlich nicht - sie gewährleistet, dass die Ware geschützt ist und heil beim Kunden ankommt. Doch das hat umwelttechnisch seinen Preis: allein in Europa produziert jeder Bürger durchschnittlich 180 Kilogramm Verpackungsmüll im Jahr.
Auf die Größe kommt es an…
Viele Versandhändler verwenden nach wie vor Standardverpackungen, weil sie in größerer Stückzahl bestellt werden können und somit günstiger sind. Dadurch kommen allerdings eben auch oft Kleinigkeiten in großen Paketen an. Doch zum Glück beschäftigen sich bereits immer mehr Versandhändler mit dem Thema Nachhaltigkeit. Einige große Unternehmen haben bereits auf automatisiertes Verpacken umgestellt – beim so genannten „end-of-line packaging” werden alle Schritte vom Zusammenfalten der Box über das Befüllen bis hin zur äußeren Personalisierung des Pakets automatisiert durchgeführt. Möglich wird das durch 3D-Scan-Systeme, die den Artikel erfassen und die optimale Verpackungsgröße errechnen. Auch das deutsche Fraunhofer Institut forscht zur Paketlogistik der Zukunft, bzw. bietet maßgeschneiderte Lösungen an - unter anderem eine Software zur Berechnung des Volumennutzungsgrades bestehender Karton-Sets. "Mittels des CASTN-Algorithmus (CASTN = Carton Set Optimization) sind wir in der Lage, den kundenindividuellen Trade-Off auf Volumennutzungsgrad und Kartonset-Größe zu berechnen und damit die „Luft“ aus den Paketen zu lassen", erklärt Lukas Lehmann, Teamleiter für Verpackungslogistik. Neben der Automatisierung des Verpackungsprozesses an sich könnten künftig auch automatisierte Systeme beim Entladen eingesetzt werden, was wiederum die Paket-Auslieferer körperlich entlasten würde. Außerdem könnte Künstliche Intelligenz die Transport- und Verteilprozesse entsprechend kontrollieren.
Nachhaltige Verpackungen aus Pilzen, Algen und Co.
Wie sehen die umweltfreundlichen Verpackungsmaterialien der Zukunft aus? Alternativen könnten zum Beispiel recyclebare Kunststoff-Folien sein. Wiederverschließbare Plastikhüllen, die aktuell oft für Kleidung verwendet werden, sollten zwar schon jetzt mehr als einmal verschickt werden, in der Praxis passiert das aber selten. Hier gibt es Alternativen durch recycelte Materialien aus früheren Lieferungen oder bio-basierten Materialien, die sich zum Teil auch kompostieren lassen. Auch für Styroporverpackungen und Füllmaterial gibt es schon klimafreundliche Alternativen. So könnten künftig Styropor Packungen auf der Basis von Pilzen oder Gras hergestellt werden. In Wien z.B. hat es ein Unternehmen erst kürzlich in die Medien geschafft, weil es ganze Särge aus Pilzfasern herstellt. Spannend auch der Ansatz des Genfer Unternehmens ID Genéve: Es will die Uhren seiner neuen Kollektion in einer Verpackung aus Algen anbieten. Die neue Uhrenbox besteht aus einer Algenbiomasse und baut sich innerhalb von vier bis sechs Wochen biologisch ab. Interessante Ansätze, doch natürlich braucht es für die nachhaltige Verpackungslogistik von morgen mehr als "nur" biologisch abbaubares Material: "Es müssen auch weitere Dimensionen, wie die technische Eignung und Verfügbarkeit des Materials, aber auch das Vorhandensein entsprechender Entsorgungsinfrastrukturen mitbetrachtet werden," so Lukas Lehmann vom Fraunhofer Institut. Bis zur nachhaltigen Verpackungslogistik der Zukunft ist es also noch ein weiter Weg - doch die ersten Schritte sind gemacht.
