Stellt euch vor, ihr kauft etwas im Internet: Kleidung, Bücher, Kosmetika oder Lebensmittel. Eure Online-Bestellung geht beim Versandhändler ein. Kurz darauf flitzt ein Roboter quer durch das Warenlager, holt euer gewünschtes Produkt, verpackt es und macht es sendefertig – alles komplett autonom, also ohne dass ein Mensch ihm assistieren muss. Irgendwie schon spooky, oder? Doch zum Teil schon jetzt Realität in den Logistiklagern weltweit. Roboter übernehmen dort immer mehr die Vorherrschaft. Aber kann die Zusammenarbeit „Mensch-Maschine“ in der Logistik überhaupt funktionieren – und vor allem, was sind die Vorteile? Darüber hab ich mit Markus Posch, Produkt-Manager im Robotics Bereich bei der KNAPP AG gesprochen.

Fest steht: ohne Roboter wird es in der Logistik künftig nicht mehr gehen. Einer der Hauptgründe dafür ist der massive Anstieg beim Online-Handel. Durch Corona befeuert ist ein regelrechter Bestell-Boom ausgebrochen, der von den Versandhändlern nur noch schwer abgewickelt werden kann. Es fehlt schlichtweg an Personal. Der Versandriese Amazon hat deshalb allein in den letzten Jahren stolze 42,7 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung von Robotern und künstlicher Intelligenz gesteckt. Und dank des technischen Fortschrittes gibt auch bereits immer mehr geschickte Robotersysteme, die in der Logistik eingesetzt werden - und das auf äußerst vielfältige Art und Weise!
Clevere Kollegen mit KI
Vorbei sind die Zeiten, wo der Industrie-Roboter noch als teure, unzuverlässige Spielerei mit viel zu wenig Einsatzmöglichkeiten galt. Gerade in den letzten Jahren hat sich im Bereich der Künstlichen Intelligenz extrem viel getan, weshalb Roboter für die Logistik zu absoluten Game Changern geworden sind. Federführend bei der Roboter-Entwicklung ist etwa die Knapp AG aus Hart bei Graz, ein Unternehmen, das innovative Robotiksysteme mit KI in die Logistik bringt. Da wäre zum Beispiel der so genannte „Pick-it-Easy Robot“: er ist bereits in immer mehr Logistik-Lagern weltweit im Einsatz und kommissioniert dort die gewünschten Produkte. Der „Pick-it-Easy Robot“ hat aber auch noch andere smarte Kollegen – beispielsweise den „Runpick“, kurz für Robotic Universal Picker, der speziell für den Lebensmittelhandel entwickelt wurde und Großgebinde vollautomatisch bearbeitet und palettiert. Außerdem gibt es die so genannten „Open Shuttles“, das sind mobile Transportroboter, die völlig autonom unterschiedlichste Produkte von A nach B bringen.
Leistungsstarke Roboter für monotone Tätigkeiten
Die Vorteile solcher Robotersysteme mit künstlicher Intelligenz liegen klar auf der Hand: sie sparen Ressourcen und arbeiten noch dazu ziemlich effizient – bekanntlich werden Roboter ja nicht so leicht müde, sie funktionieren 24/7 mit gleichbleibend hoher Qualität. Abseits von den doch noch sehr maschinell wirkenden Robotern könnten in zwei bis drei Jahren auch schon erste humanoiden Roboter in Warenlagern eingestellt werden. Das heißt aber natürlich nicht, dass der Faktor Mensch in der Logistik künftig abgeschrieben ist – im Gegenteil, er wird kreativer Problemlöser sein, der flexibel und spontan auf neue Anforderungen reagiert und gleichzeitig der „Chef“ des Roboters ist. Das heißt, er kümmert sich um seinen KI-Kollegen, wenn der mal eine Schraube locker hat oder ein Software-Update braucht. Umgekehrt bringt der Roboter ihm Werkzeuge, Bauteile, Waren oder auch mal einen Snack. Ein starkes Team also, Roboter und Mensch in der Logistik. Zumindest in der Theorie. Aber wie werden die Roboterkollegen in der Praxis tatsächlich angenommen? „Natürlich herrscht anfangs eine gewisse Grundskepsis, doch wenn die Menschen sehen, dass ihnen der Roboter den Job nicht wegnimmt, sondern sie nur von mühsamen, eintönigen Tätigkeiten befreit, reagieren sie durchaus positiv“, sagt Robotics-Experte Markus Posch. Eigentlich nicht sehr verwunderlich, ich wäre schließlich auch froh über einen Roboter, der mir daheim ungeliebte Tätigkeiten wie Geschirrspüler ausräumen oder Putzen abnimmt. „R2D2“ als Haushaltshilfe - wer weiß, vielleicht kommt das ja auch bald?! Ich freu mich drauf!
