Wir sind doch mittlerweile alle ziemlich bestellverwöhnt– wir ordern ein Produkt online und innerhalb kürzester Zeit liegt es vor unserer Haustür. Immer mehr Kund:innen wünschen sich solche Lösungen auch für ihre benötigten Medikamente aus der Apotheke. Realistisch, ja oder nein?

Viele Online-Apotheken haben jedenfalls aktuell noch Nachholbedarf, im Schnitt vergehen nämlich drei bis vier Tage, bis ein Medikament nach der Bestellung im Postfach landet. Das geht vielen Kund:Innen zu langsam, sind sie es doch von Amazon und Co. gewöhnt, ihre Artikel schon nach 24 Stunden zu erhalten. Abgesehen davon sind viele Medikamente rezeptpflichtig und fallen somit für die Online-Bestellung flach. Womit wir schon beim nächsten Problem wären: man hat vielleicht ein Dauerrezept, muss es aber zuerst beim Arzt abholen und dann noch zur Apotheke, die aber wiederum nur an bestimmten Zeiten geöffnet ist. Durch Corona hat es hier in Österreich zumindest leichte Verbesserungen gegeben (Rezepte konnten bzw. können gemailt oder gefaxt werden), trotzdem ist nach wie vor eher mühsam für Patient: Innen, wenn es um die Abholung verschreibungspflichtiger Medikamente geht. Deshalb überlegen immer mehr Apotheken, wie sie ihren Service langfristig verbessern können.
Distributionslager für individuelle Medikamenten-Packages
Eine Möglichkeit, Patienten schnell und unkompliziert mit Medikamenten zu versorgen, ist die zentrale Verteilung über Distributionszentren. Dort langen Arztrezepte ein und werden individuell für die Patient:innen zusammengestellt. Danach kann die Bestellung entweder zur Apotheke oder auch direkt zum Patienten versandt werden. Die KNAPP AG mit Sitz in Graz bietet dafür eine smarte Systemlösung namens "Pack2Patient". Diese wird beispielsweise schon länger erfolgreich in England verwendet. Die Phoenix Healthcare Distribution im englischen Runcorn stellt damit Dauerrezepte zusammen unbearbeitet im Schnitt 1,7 Millionen Stück Medikamente im Monat – für Apotheken in England, Schottland und in Wales. Auch in Österreich gibt es mittlerweile interessante Ansätze für die letzte Meile der Medikamentenvergabe. In der Lind-Apotheke in Villach etwa erleichtert ein so genannter Apostore-Kommissionierautomat den Apotheker:Innen die Arbeit. „Er übernimmt viele Tätigkeiten, die vorher die Fachkraft erledigen musste – zum Beispiel das Prüfen der Verfallsdaten oder das Einsortieren der Medikamente. Damit bleibt mehr Zeit für das Gespräch mit dem Patienten“, erklärt Margit Wögerer von der Knapp AG.
Griechenland: Medikamenten-Lieferung per Drohne
Unsere Apotheken sind also schon auf dem besten Weg, logistisch „smarter“ zu werden – und auch am Beispiel Griechenland lässt sich erkennen, wie die Digitalisierung in der Logistik zur besseren Gesundheitsversorgung beiträgt. Dort gibt es ja ziemlich entlegene Inseln, die zum Teil noch nicht einmal eine eigene Apotheke haben. Wenn doch, heißt das aber noch lange nicht, dass das benötigte Medikament gerade vorrätig ist. Doch auch hier gibt es logistische Errungenschaften: In einem Pilotversuch sind ein halbes Jahr lang Drohnen für die Zustellung von Tabletten und Co. an entlegene Inseln getestet worden. Eine erste Bilanz ist vielversprechend – die Tests haben einwandfrei funktioniert. In der Praxis sieht das so aus: Eine ferngesteuerte Drohne landet irgendwo auf einer entlegenen Insel auf der Hafenpromenade. Dort wartet der Apotheker bereits auf sie und verteilt die benötigten Medikamente an seine Patient:innen. So haben auch die abgelegensten Bewohner künftig besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung.
