Mein Kühlschrank ist leer. Damit ich nicht extra einkaufen muss, bestellt er Milch, Butter und Eier automatisch für mich nach. Die Wäsche ist fertig, meine Waschmaschine ist so nett und gibt mir per Whatsapp Bescheid. Zwei Szenarien, die in unserem Alltag bald ganz normal sein könnten. In der Fachsprache nennt sich das „Internet of Things“ und bedeutet, dass ein System von Anlagen, Maschinen oder Geräten über das world wide web verbunden ist und miteinander kommuniziert. Keine andere Branche wird vom IOT wohl in den nächsten Jahren wohl so sehr profitieren wie die Logistik. Warum das so ist? Antworten darauf hab´ ich beim Grazer Unternehmen primtec gesucht - und gefunden.

Smarte Haushaltsgeräte schön und gut, aber auch dieses Zukunftsszenario aus dem Supermarkt klingt spannend: ein paar Regale leeren sich – noch bevor die Angestellten den Leerstand überhaupt bemerkt haben, haben die Regale die Produkte selbstständig nachbestellt. Im Warenlager werden die gewünschten Lebensmittel sofort von Robotern in autonom fahrende Lieferfahrzeuge verfrachtet. Wenig später landet der Nachschub bereits wieder im Supermarkt.
Prozesse in Warenlagern werden in den nächsten Jahren immer mehr automatisiert ablaufen, weil sie untereinander komplett vernetzt sind. Das betrifft etwa Bereiche wie die Lagerlogistik, die Transportlogistik aber auch die Informationslogistik. Der große gemeinsame Nenner dabei ist – na no na - die Digitalisierung. Durch das Internet sind alle Beteiligten – Hersteller, Lieferanten, Abnehmer, Partner jederzeit und von überall gleichwertig in Prozesse eingebunden, erklärt mir Michael Mally, Geschäftsführer des Unternehmens primtec mit Sitz in Graz. primtec bietet seinen Kunden schon seit Jahren maßgeschneiderte Lösungen im Bereich der Logistik 4.0. Allerdings gibt es hier sowohl in Österreich, als auch in Deutschland noch viel Nachholbedarf, gerade bei den traditionsreicheren Unternehmen. Immerhin müssen bei einer Umstellung auf spezielle IT-Lösungen ja sämtliche schon vorhandene Grundstrukturen im Betrieb mitberücksichtigt werden – und die sind zum Teil noch ziemlich veraltet. Aber schauen wir uns lieber jene Betriebe an, die Logistik 4.0. schon leben. Stichwort Lagerlogistik: hier verhilft primtec vielen seiner Kunden zu mehr Übersicht, etwa durch Warentracking per RFID-Transponder (RFID bedeutet „radio frequency identification“). Durch IT-Lösungen wie diese wird beispielsweise ersichtlich, wo genau im Lager sich ein Produkt befindet, wie viele Stellplätze aktuell belegt sind und wie lange die Lieferzeiten bei Nachbestellungen sind. Dadurch wiederum werden Mitarbeiter entlastet und können sich voll und ganz auf ihre Kernaufgaben konzentrieren.
Optimierter Warenfluss durch totale Vernetzung
Damit Warenflüsse noch effizienter werden, gibt es mittlerweile Logistiklösungen, die die gesamte Transportkette abdecken - vom Distributionslager bis hin zum LKW-Fahrer auf der Straße. Die Verbindung zu ihm wird beispielsweise mittels einer Driver-App hergestellt, die er sich auf sein Smartphone downloaden kann. Mit der App wiederum lässt sich (GPS sei Dank) etwa seine Ankunftszeit am Zielort berechnen. Das ist sehr wichtig für´s Geschäft, denn die Auftraggeber möchten heutzutage jederzeit Einblick haben, wo auf der Welt sich ihre bestellte Ware gerade befindet. Ich kenn das ja selbst von mir, wenn ich Päckchen bestelle – ein Blick in meine Track & Trace App genügt und schon weiß ich Bescheid, wann meine neue Hose ca. da sein wird. Auch auf den großen Handelshäfen der Welt werden durch Logistik 4.0. völlig neue Szenarien entstehen – in Rotterdam etwa könnten ganze Containerschiffe autonom be- oder entladen werden. Fix ist, die Logistik der Zukunft wird noch viel digitaler arbeiten, als das jetzt schon der Fall ist. Aber was bedeutet das wiederum für den Mensch als Arbeitskraft? Keine gravierende Änderung, ist Michael Mally überzeugt. Jobs werden dadurch jedenfalls keine verloren gehen, eher im Gegenteil: Unternehmen können ihre Mitarbeiter von eintönigen Standardaufgaben freispielen, damit sie sich auf das Wesentliche konzentrieren können. Zusätzlich werden die neuartigen Systeme eher dafür sorgen, dass ein Betrieb überlebensfähig bleibt. Doch wann werden die Containerschiffe am Rotterdamer Hafen nun tatsächlich autonom be- und entladen, mit vollautomatisierter Lieferkette im Hintergrund? Zehn bis zwanzig Jahre könnten bis dahin schon noch ins Land ziehen, schätzt Michael Mally. „Sagen wir mal so: Auch unsere Kinder werden mit dem Thema wohl noch gut zu tun haben“. Und wenn die Logistik 4.0. dann mal großflächig umgesetzt ist? Geht´s gleich mit 5.0. weiter…..
