Ich staune ja oft, wie schnell ich meine Pakete zugestellt bekomme. Kaum hab´ ich auf den Bestellknopf gedrückt, ist die Ware schon da, meistens nach ein- bis maximal zwei Tagen. In naher Zukunft könnten meine neuen Sneaker sogar innerhalb von zwei Stunden vor der Haustür stehen – zugestellt per Liefer-Drohne. Zumindest ist das das große Ziel der Drohnenhersteller weltweit. Sie arbeiten daran, dass ihre Fluggeräte künftig in Höchstgeschwindigkeit rund um die Welt jetten: bis zu 180 Kilometer pro Stunde könnte so ein Ding zurücklegen!

Das wäre vor allem für die Medizin ein Durchbruch: Spenderorgane könnten auf diese Weise in Rekordgeschwindigkeit zum Patienten transportiert werden – oder ein Laien-Defibrillator zum Ersthelfer, wenn jemand einen Herzinfarkt hatte. Das sind alles freilich noch Zukunftsszenarien, doch gar nicht mehr so weit entfernt. Im afrikanischen Malawi zum Beispiel sind bereits jetzt Medizin-Drohnen der deutschen Firma Wingcopter im Einsatz. Sie fliegen mit einer Geschwindigkeit von hundert Stundenkilometern und verteilen Medikamente und Blutkonserven. Auch während der Corona-Pandemie waren Drohnen im Einsatz: im Auftrag von UNICEF haben sie Impfstoffe und Masken ausgeliefert, an den entlegenen Inselstaat Vanuatu im Südpazifik.
Die kleinen Fluggeräte werden also längst nicht mehr nur für die Fotografie und Videoproduktionen eingesetzt. In Deutschland z.B. nutzen Feuerwehren und Polizei Drohnen bei der Vermisstensuche, um schwer zugängliche Gebiete zu überfliegen. Auch in Österreich will man Drohnen verstärkt bei der Katastrophenhilfe, zum Aufspüren von Glutnestern oder zum Sprengen von Lawinen einsetzen. Österreichs Weltmarktführer bei der Drohnen-Entwicklung sind Schiebel Aircraft in Wiener Neustadt und die FACC AG mit Headquarter in Ried. Auch bei global playern wie UPS, Amazon und Google laufen schon länger Drohnen-Pilotprojekte zur kommerziellen Auslieferung von Online-Bestellungen. Natürlich gibt es dabei auch Hindernisse: so wird eine Drohne wohl nie an unserer Wohnungstüre läuten oder den Häuserblock betreten können. Außerdem sind Drohnen sehr „wetterfühlig“, können verunfallen und abstürzen, was wiederum für Fußgänger, Autos etc. sehr gefährlich wäre. Im öffentlichen Raum lassen sich Drohnen also aktuell nur sehr begrenzt einsetzen. In kontrollierten Räumen wie etwa Distributionslagern funktioniert das schon wesentlich besser – hier könnten sich Drohnen künftig z.B. um die Inspektion von höher gelegenen Regale kümmern, etwa für die Inventur. Auch Reparaturarbeiten könnten technisch fortgeschrittene Drohnen übernehmen, an Stellen, die für den Menschen nur schwer zugänglich sind. Zusätzlich könnten sie in Logistikzentren als eine Art „Gebäude-Security“ unterwegs sein und mittels Überwachungssystem kontrollieren, ob sich unbefugte Personen im Lager befinden. Das Interesse an Drohnen in der Logistik ist jedenfalls sehr groß und der Drohnenmarkt insgesamt wächst rasant. Bleibt die Frage nach den Kosten, dem Antrieb und der Gesetzgebung. Momentan sind - zumindest hochentwickelte - Drohnen noch extrem teuer, was sie für viele Unternehmen nur schwer leistbar macht. Außerdem gibt es für den Einsatz im öffentlichen Luftraum noch keine gesetzliche Regelung – hier bräuchte es einen eigenen „Drohnen-Luftraum“. Die FACC engagiert sich deshalb bei „Airlabs Austria“, einem Testlabor für die automatisierte Luftfahrt. Gemeinsam denkt man unter anderem über mögliche rechtliche Rahmenbedingungen nach, sagt FACC-Sprecher Jakob Reichsöllner.
Taxi-Drohnen ab 2024
Was Antrieb (und Ladekapazität) der Drohnen betrifft, kommt es auf die Größe an. Kleine Drohnen werden natürlich elektrisch betrieben und je besser die Akkus, desto höher die Reichweite. Für flugzeuggroße Waren-Drohnen, an denen manche Start-ups gerade arbeiten, würde es wohl auch künftig Kerosin brauchen – durch die ergonomische Bauweise zwar deutlich weniger als für ein normales Transportflugzeug, aber wirklich umweltfreundlich wäre diese Alternative trotzdem nicht. Bei Flugtaxis sieht die Sache schon wieder anders aus – in Singapur z.B. sollen 2024 unbemannte Taxi-Drohnen abheben, die gänzlich per Batterie oder Wasserstoff betrieben werden. Bei uns in Österreich läuft aktuell noch der Testbetrieb für das Flugtaxi „Ehang 2016“ von FACC – und das sehr erfolgreich, betont FACC-Pressesprecher Jakob Reichsöllner. Die Taxi-Drohne wurde gemeinsam mit dem chinesischen Drohnenbauer „Ehang“ entwickelt, bietet Platz für zwei Personen und soll künftig in europäischen Städten abheben. Betrieben wird das FACC-Fluggerät übrigens mit umweltfreundlichen E-Motoren. Ob ich mich allerdings in ein Flugtaxi ohne Pilot setzen würde? Ich bin skeptisch. Praktisch wär´s halt schon. „Ein Taxi nach Wien bitte!“ Und Abflug.