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24.01.2024

OÖ übernimmt Vorsitz beim neuen Lieferketten-Forschungsinstitut

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Franz Staberhofer, Leiter des Logistikum, Obmann des VNL und Studiengangsleiter am FH OÖ Campus Steyr, ist neuer Präsident des Lieferketten-Forschungsinstitutes ASCII und übernimmt damit den Vorsitz von WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr.

Oberösterreich übernimmt ASCII-Vorsitz (Foto: Land OÖ/Grilnberger)

"Einzigartig in Europa" sei die Bündelung von Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung im Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII), so Franz Staberhofer, neuer Präsident des Lieferketten-Forschungsinstituts: "In einem dynamischen Umfeld tragen wir durch faktenbasierte Analysen und Entscheidungsgrundlagen zur Versorgungssicherheit in Österreich bei." Mit Jahresbeginn ist der Vorsitz auf Oberösterreich übergegangen. Der Leiter des Logistikum und Obmann des VNL, FH-Prof. DI Franz Staberhofer, hat die Präsidentschaft des ASCII von WIFO-Direktor Univ.-Prof. MMag. Gabriel Felbermayr übernommen, der diese im ersten Forschungsjahr geführt hat. Oberösterreich verfügt durch das Logistikum der FH OÖ am Campus Steyr und den Verein Netzwerk Logistik über viel Know-how beim Thema Logistik, vor allem beim Supply Chain Management und bei Wertschöpfungsnetzwerken. Diese Kompetenz soll nun über diese beiden Einrichtungen auch beim ASCII eingebracht werden.

 

Drohende Engpässe frühzeitig erkennen

„Als vor nicht ganz einem Jahr das neue Lieferketten-Forschungsinstitut Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) aus der Taufe gehoben wurde, ist die mangelnde Verfügbarkeit von Rohstoffen, Verpackungsmaterial, Halbleitern, wichtigen Komponenten für Autos, aber auch von Medikamenten aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges im Mittelpunkt gestanden. Aber auch die Auswirkungen der Blockade des Suez-Kanals durch ein querstehendes Containerschiff waren damals noch deutlich in Erinnerung. Nun zeigen die aktuellen Angriffe auf Frachtschiffe im Roten Meer mit den damit verbundenen Umleitungen von Schiffen auf Alternativrouten, die zu höheren Kosten und längeren Fahrzeiten führen, einmal mehr auf, welche Folgen Beeinträchtigungen der Lieferketten auf die Wirtschaft haben, gerade auch in Österreich und Oberösterreich“, betont Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner. Durch die Forschungsergebnisse des ASCII sollen drohende Engpässe möglichst frühzeitig erkannt und die Sicherheit und Verlässlichkeit von Lieferketten erhöht werden. Damit soll ein wesentlicher Beitrag für möglichst reibungslose Produktionsprozesse und belastbare Logistiknetzwerke geleistet werden. "Das ist gerade für Oberösterreich Wirtschafts- und Industriebundesland Nr. 1 der Republik von zentraler Bedeutung und deshalb hat sich Oberösterreich ganz bewusst an diesem Institut beteiligt“, erklärt Achleitner.

Das ASCII wird mit insgesamt 10 Millionen Euro über fünf Jahre vom Wirtschaftsministerium (7,5 Mio. Euro) und Land OÖ (2,5 Mio. Euro) finanziert. Es hat neben dem Sitz in Wien auch einen eigenen Standort in Oberösterreich, in Steyr. Getragen wird das ASCII von den Gründungsorganisationen Complexity Science Hub (CSH) Vienna, dem Logistikum der Fachhochschule (FH) OÖ, dem Verein Netzwerk Logistik (VNL) und dem Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO).

 

"Forschungsergebnisse müssen rasch bei Betrieben ankommen"

„Aus der Sicht des Wirtschaftsstandorts Oberösterreichs ist es wesentlich, dass die Forschungsergebnisse auch rasch bei den Betrieben ankommen. Gerade die Automobil-Zulieferbranche ist besonders auf funktionierende Lieferketten angewiesen. Deshalb ist es wichtig, dass die Stärkefelder in diesem Bereich analysiert werden, damit darauf aufbauend für krisenresiliente Lieferketten und Netzwerke gesorgt werden kann. Das ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass beispielsweise die Chancen der E-Mobilität entsprechend genutzt werden können“, erläutert Landesrat Achleitner. „Das ASCII hat sich im ersten Forschungsjahr mit zentralen Themen befasst: Neben dem Medikamentenmangel auch mit der Transformation der Mobilität, der Halbleiter-Thematik und dem Lieferketten-Gesetz“, so Landesrat Achleitner.

„Gerade zur geplanten EU-Richtlinie zur Lieferketten-Sorgfaltspflicht hat das ASCII wichtige Vorschläge gemacht, um dieses Instrument möglichst kosteneffizient und auch umsetzbar für die Unternehmen zu gestalten und zugleich Rechtsunsicherheiten zu verringern. Die EU-Richtlinie soll größere Unternehmen dazu verpflichten, im Hinblick auf ihre Zulieferer potenziell negative Auswirkungen ihrer Geschäfte auf Menschen und Umwelt zu identifizieren und in der Folge zu beheben. Natürlich ist es keinesfalls akzeptabel, dass Unternehmen etwa von Kinder- oder Zwangsarbeit profitieren. Aber hier die gesamte Verantwortung alleine den Betrieben aufzubürden ist für diese nicht nur kaum umsetzbar, sondern auch ruinös“, betont Landesrat Achleitner. „Die meisten Firmen verfügen über mehrere dutzend, wenn nicht über hunderte oder gar tausende Zulieferer. Diese alle zu überprüfen wäre für die Unternehmen sowohl vom Aufwand als auch den Kosten nicht zu stemmen. Hier muss dringend dafür Sorge getragen werden, dass nicht über das Ziel hinausgeschossen wird. Denn wenn europäische Betriebe Geschäftszweige aufgrund dieser Vorgaben gänzlich aufgeben müssen, dann wäre das nicht nur für diese existenzgefährdend, sondern es würde auch die Situation in den Zulieferländern nicht verbessern“, unterstreicht Landesrat Achleitner.