Das neue Handy, die stylishen Gartenmöbel oder das Kinderspielzeug - mal schnell eben per Mausklick eingekauft. Spätestens seit der Corona-Pandemie verlagert sich das Einkaufen zunehmend ins Internet - und wer sich einmal daran gewöhnt hat, will selten zurück in den "real life"-Store. In den USA beispielsweise haben seit Jahr 2019 tausende Geschäfte zugesperrt. Immer öfter prägen dort verrammelte Geschäftslokale und geschlossene Einkaufszentren, so genannte "ghost malls", das Stadtbild. Was bedeutet das langfristig für unser Shoppingverhalten und die Logistik?

Die Corona-Krise hat die Entwicklung des E-Commerce hin zum Massenmarkt extrem beschleunigt. Plötzlich waren sogar die hartgesottensten Internetskeptiker gezwungen, online einzukaufen. Dabei haben auch sie festgestellt, dass es doch ganz bequem sein kann, nicht immer direkt in den Laden zu gehen und sich in der Schlange an der Kassa hinten anstellen zu müssen. Das bringt die natürlich Händler zunehmend unter Druck – sie müssen ihre Angebote verstärkt digitalisieren, trotzdem soll ihr Webshop ähnlich kundenorientiert sein wie der Laden selbst. Der Online-Handel wird sicher weiterwachsen, auch mit der steigenden Kaufkraft der jüngeren Generation - doch die großen Wachstumsraten der letzten Jahre werden vermutlich nicht mehr erreicht werden, weil in vielen Branchen bereits ein Sättigungseffekt da ist, sagt Handelsexperte Michael Schedlbauer von der TGW Logistics Group. Er glaubt, dass wir beim Shoppen künftig eine gesunde Mischung beibehalten werden. „Allerdings wird sich das Einkaufserlebnis an sich verändern. So werden viele Geschäfte etwa eine Art Schauraum haben, wo Produkte ausgestellt und getestet werden können. Bestellen werden wir sie dann möglicherweise aber vom Handy aus – auch deshalb, weil viele Städter:innen künftig schlichtweg kein Auto mehr haben werden, um beispielsweise größere Waren heimzutransportieren“.
Unterwasser-Waren und Produkte aus der Tiefgarage?
Der Aufschwung des Online-Handels in der letzten Zeit stellt auch die Logistik vor neue Herausforderungen – immerhin müssen noch mehr Waren eingelagert werden, was etwa in den ohnehin schon engen Städten für noch größere Platz-Probleme sorgt. Neben Drohnenlieferungen und vollautomatisierten Logistik-Zentren werden daher immer öfter ungewöhnliche Plätze zur Warenlagerung genutzt. Die bislang skurrilste Idee hatte bis jetzt Amazon. Der Online-Konzern hat ein Patent angemeldet, womit er künftig Waren unter Wasser lagern könnte, zum Beispiel in Wasser-Reservoirs oder speziell angelegten Becken. Ob diese Methode umsetzbar ist, steht freilich noch in den Sternen. Realistischer klingt da schon die Möglichkeit, leerstehende Tiefgaragen in den Städten als Mikro-Distributionszentren zu nutzen. Auch die so genannten Geistermalls könnten umgebaut werden, denn sie verfügen über die nötige Gebäudeausstattung, liegen meist sehr zentral mitten in den Städten und sind ideal an den Verkehr angebunden.
Wocheneinkauf im Online-Warenkorb
Übrigens sind wir Kund:innen in letzter Zeit auch anspruchsvoller geworden, was die Dauer von Online-Lieferungen betrifft. Ich merke es an mir selbst: wenn die Zustellung länger als eine Woche braucht, kommt mir das mittlerweile ewig vor. Früher war eine Lieferzeit von sieben Tagen noch ganz normal. Was den Online-Einkauf von Lebensmitteln angeht, sind wir Konsument:innen sowohl in Deutschland als auch in Österreich noch eher verhalten. Das liegt vor allem daran, dass wir an so ziemlich jeder Ecke einen Supermarkt vorfinden. Außerdem ist es (noch?) nicht so attraktiv, Lebensmittel online zu bestellen, weil das meistens teurer kommt. Doch auch hier gibt es bereits vielversprechende Ansätze. So bietet die TGW Logistics Group beispielsweise Lebensmittelhändlern die Hybrid-Lösung des „OmniStores“ an. „Hier kann der oder die Kundin seine Standardprodukte, wie etwa Nudeln, Reis oder Brot online in den Warenkorb legen. Frischeprodukte wie etwa Obst, Wurst oder Käse können vor Ort im Store ausgesucht und der fertig vorbereitete Standard-Warenkorb gleich mitgenommen werden.“ Ein ausgeklügeltes System, das bereits angewandt wird und auch bei uns demnächst Einzug halten könnte.
