Ein ganz normaler Wochentag in gar nicht so ferner Zeit: auf einer Autobahn irgendwo in Europa legt ein LKW seine Auftragsstrecke zurück. Während der Truck die Kilometer herunterspult, dabei autonom beschleunigt und bremst, nutzt der Fahrer sein futuristisches Büro auf Rädern, um Aufträge zu bearbeiten, die Fracht zu checken, oder den nächsten Rastplatz zu reservieren. Erst beim Verlassen der Autobahn greift er wieder zum Lenkrad und bringt den LKW sicher ans Ziel.

Schon in wenigen Jahren könnte dieses Szenario auf unseren Straßen Realität sein. Zumindest technisch wäre es durchaus möglich, dass LKW bald teil- oder vollautonohm fahren, sagt Prof. Dr. Sebastian Kummer, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik an der WU Wien. Unsicherheiten sieht er eher, was die rechtliche Situation anbelangt. Das betrifft etwa die Schuldfrage nach einem Unfall oder, wie sich der selbstfahrende LKW in den Verkehrsfluss einfügt, wo ja auch noch traditionell gelenkte Autos unterwegs sein werden. „Ich glaube, dass wir auf jeden Fall bis 2030 noch Fahrer haben werden, die den LKW lenken. Wirklich selbstfahrende LKW wird es bis dahin nur in Einzelfällen als Pilotprojekt geben oder für definierte Bereiche, etwa auf einem Werksgelände.“ Bis 2040 wird sich das aber sukzessive steigern, ist der Logistik-Experte überzeugt. Für die Transportunternehmen wären selbstfahrende LKW natürlich ein großer Vorteil – die Fahrer könnten einerseits für andere Tätigkeiten freigespielt werden, andererseits aber auch ihre gesetzlichen Ruhepausen direkt beim Fahren einlegen.
Tanken oder Laden?
Doch wie wird der Laster der Zukunft in Zeiten der Klimakrise überhaupt angetrieben? „Natürlich wird die neue Generation der Transportfahrzeuge CO2-frei sein müssen“, sagt Prof. Dr. Kummer. Und weiter: „Leichtere LKW werden mit Sicherheit elektrisch betrieben, weil die Energieeffizienz hier sehr hoch ist. Für schwere LKW werden wohl eher Technologien wie Wasserstoff oder E-Fuel verwendet werden“. Bei der Antriebsthematik hängt auch viel von der Batterieentwicklung der Zukunft ab. So hört man etwa, dass herkömmliche E-Batterien schon bald eine Reichweite von 1000 Kilometern haben könnten. Außerdem arbeiten Forscher gerade an so genannten Festkörperbatterien mit einer Ladezeit von nur noch zehn Minuten – das ist dieselbe Zeit, in der jetzt ein Diesel-LKW betankt wird.
Future Truck, future style: Büro auf Rädern
Wie sieht der LKW der Zukunft aus? Bis jetzt waren Sattelschlepper ja eher unattraktiv, was auch an den eckigen Transport- und Fahrerkabinen liegt. Doch die Transportunternehmen wollten verständlicherweise jeden Quadratmeter als Laderaum nutzen. Mit dieser Optik könnte allerdings bald Schluss sein. „Künftig werden Lastwägen durch ihr aeordynamisches, futuristisches Design auffallen,“ prognostiziert Prof. Dr. Kummer. Kompakte Kameras könnten die herkömmlichen Außenspiegel ersetzen und die Windschutzsscheibe wird wohl eher einem Visier ähneln. LED´s verwandeln Außenflächen in Leuchten und kommunizieren etwa mit Fußgängern. Fährt der Truck autonom, wechselt er die Farbe und teilt das so den anderen Verkehrsteilnehmern eindeutig mit. In seinen Abmessungen könnte der Sattelschlepper länger werden, was seine Effizienz erhöht, außerdem bietet er dem Fahrer im Innenraum mehr Platz. Ist der Truck autonom unterwegs, verwandelt er sich in ein fahrendes Büro. Der Fahrer kann dann etwa seinen Sitz zur Seite oder nach hinten drehen und bequem auf einem Tablet arbeiten.
USA und China als Vorreiter
In den USA und in China arbeiten etwa kleine Start-Up´s an der Entwicklung selbstfahrender Sattelschlepper, hier wurden auch schon erste Fahrzeuge vorgestellt. Bei uns in Europa hat Mercedes-Benz bereits den so genannten „Future Truck 2025“ präsentiert und „Mercedes Actros“ ist der erste Serien-LKW mit der Möglichkeit zum teilautomatisierten Fahren. Die technischen Voraussetzungen sind also längst gegeben, die Weiterentwicklung hängt jetzt nur noch an rechtlichen und Antriebsfragen. Fakt ist: LKW transportieren weltweit die meisten Güter (in den USA und Europa 70 Prozent, in China sind es sogar 75). Dieser Anteil wird durch die new generation trucks wohl weiter ansteigen.